Weil sie sonst keiner liest: Identum beklebt Schaufensterfläche mit Facebooks Datenrichtlinie.
Since nobody would otherwise read it
Wie alle zur Genüge wissen, trat ab 25. Mai die neue DSGVO in Kraft. Und klar: Zunächst stellten wir uns wie alle Unternehmen den daraus folgenden bürokratischen Herausforderungen für uns und unsere KundInnen. Aber zusätzlich und befeuert durch den Datenskandal rund um Facebook beschlossen wir, das Thema auch bei der Gestaltung der eigenen Schaufensterflächen aufzugreifen. Und so treiben ab sofort in der Strozzigasse zwei riesige blaue Datenkraken ihr Unwesen, samt den wichtigsten Auszügen aus der Datenrichtlinie von Facebook. Und zwar schön übersichtlich – unter dem Motto „Weil sie sonst keiner liest“ – und vor allem alles andere als klein gedruckt.
Wer genau hinsieht, wird Folgendes bemerken: Die neugierigen Augen der Datenkraken verfolgen vorbeigehende Fußgänger und mustern sie ganz genau, wenn sie vor unserem Büro haltmachen. Damit ihnen dieses Leben eingehaucht werden konnte, haben unsere Programmierer tief in die Trickkiste oder besser gesagt in die Werkzeugkiste gegriffen und eine komplexe technische Lösung gefunden, damit sich die Augen mit den Passanten mitbewegen.
Die Technik hinter den Seeungeheuern
Zwei RaspberryPi-Minicomputer sind mit Videokameras gekoppelt, welche die Silhouetten der Fußgänger in einem vorab definierten Bereich erfassen. Darauf basierend wird per Motion-Tracking Software ausgewertet, in welchem Winkel sich die Person befindet. In Echtzeit werden die richtigen Steuerbefehle an Servomotoren hinter den Augen der Kraken weitergegeben. Zwei Kreisscheiben mit den darauf fixierten Pupillen rotieren sofort zu dem Punkt, an dem sich das erkannte Objekt befindet. Bleibt man direkt vor einem der Kraken stehen, wird man von dem blauen Ungeheuer direkt beäugt, geht man weiter so schauen sie einem eine Zeit lang hinterher.
Es versteht sich von selbst, dass wir dabei natürlich keine fotoähnlichen Bilder aufzeichnen oder irgendwelche Daten verarbeiten. Es wird lediglich ein 3-dimensionales Bewegungsmuster auf ein schwarz-weißes Bild runtergerechnet, bei dem weiße Flächen Bewegungen darstellen.
„Die technische Herausforderung war das Abstimmen der Kameras, der Bewegungssteuerung „Arduino“ der Servomotoren und der Einplatinen-Computer RaspberryPi. Für viele ähnliche Komponenten gibt es bereits gute, vorhandene Libraries, doch ich wollte es mir nicht nehmen lassen und habe die Arduinos in C „handgeschrieben“. Sonst läuft der Großteil auf Python.“, erzählt Klaus, unser Webentwickler, der außerdem auch leidenschaftlicher Bastler, Hobbyelektrotechniker, Mechatroniker und 3D-Druck-Experte ist. Mit seiner „Alles ist Möglich“-Mentalität sorgt er für das nahtlose Zusammenspiel der Software- und Hardwarekomponenten und schuf so den daraus resultierenden Wow-Effekt auf unserem Schaufenster.